1935 gründete Rektor Hardt das Heimatmuseum. Es wurde im damaligen Rathaus - vormals die Salinenverwaltung, heute Touristinformation - eingerichtet.

Seit 1989 ist das Museum im ehemaligen »Kastellum« aus der Zeit Kaiser Heinrichs IV. untergebracht. Nach der Sanierung des 1064 erstmals urkundlich erwähnten historischen Gebäudes wurde am 15. Oktober 1989 im Erdgeschoss offiziell die erste Museumsabteilung eröffnet.

Deckblatt Museumsflyer
Bild Museumsflyer

Am 01. September 2021 wurde die Abteilung im Erdgeschoss komplett neu gestaltet und als Abteilung »Stadtgeschichte(n)« neu eröffnet.

Die Abteilung »Stadtgeschichte(n)« ersetzt die Abteilung »Leben, Wohnen, Arbeiten in Orb vom 18. bis 20. Jahrhundert«, die von 1989 bis 2018 zu besichtigen war.

Die neue Museumsabteilung soll die mehr als tausendjährige Stadt- und Baugeschichte dar- und Gegenwartsbezüge herstellen.

Ausstellungsthemen:

  1. Vor- und Frühgeschichte
  2. Mittelalterarchäologie
  3. Spolien
  4. Orber Burgen und Adelssitze
  5. Germania-Denkmal
  6. Not in Orb
  7. Baugeschichte 11.-21.Jahrhundert (Film)

(Gemäß wissenschaftlichem Feinkonzept)

In der Abteilung »Stadtgeschichten« werden folgende Filme angeboten:

  1. »Die Fachwerkstadt Orb oder Das menschliche Maß« (Dauer 15 Minuten)
  2. »Leben - Wohnen - Arbeiten in Orb 18. - 20. Jh.« (Dauer 9 Minuten)
Bild 1: Abteilung "Stadtgeschichte(n)" Vitrine Frühgeschichte
Bild 1: Vitrine Frühgeschichte
Foto: © Wolfgang Hessberger
Bild 2: Abteilung "Stadtgeschichte(n)" Doppel-Wappenstein Faulhaber/Milchling
Bild 2: Doppel-Wappenstein Faulhaber/Milchling
Foto: © Wolfgang Hessberger
Bild 3: Abteilung "Stadtgeschichte(n)" Germania
Bild 3: Germania Statue
Foto: © Wolfgang Hessberger

Seit 1993 ist die im 1. OG die Abteilung »Entstehung und Entwicklung des Heilbades Orb um 1900« zu besichtigen.

1807 kam der Apotheker Franz-Leopold Koch nach Orb. Auf der Suche nach einem Provisoriat, also nach einer Stelle als Vertreter des Apothekers, war ihm eine Stelle in Orb angeboten worden. 1809 kauft er diese Apotheke in der Burg neben der Kirche. 1811 erwirbt er ein Grundstück vor dem Neutor und baut darauf ein Haus mit Apotheke (später »Alte Stadt Apotheke«), in das er 1812 einzieht. Im unerschütterlichen Vertrauen auf die Heilkraft der Orber Sole, eröffnete er 1837 die erste Badeanstalt mit 8 Badezellen. Für Orb begann eine neue Epoche. Die Heilerfolge wurden über Orb hinaus bekannt. Der Betrieb der Badeanstalt war jedoch nicht rentabel und zehrte an den finanziellen Mitteln Kochs. Die bayerische Regierung unterstützte die Staatsbäder Kissingen, Bocklet, Brückenau, Steben, Höhenstadt und Alexandersbad - für ein Privatbad wurden keine Mittel zur Verfügung gestellt. Koch starb im Jahre 1850.

Als der Salinenbetrieb immer unrentabler wurde, waren die sog. »Frankfurter Jagdherren« die Retter in der Not. Schon 1861 hatte die »Frankfurter Jagdgesellschaft« die 5028 ha große Jagd im Orber Stadtwald gepachtet. 1899 erwarben die Jagdherren das ca. 12 ha große Salinengelände und gründeten am 6. April 1899 die »Bad Orb GmbH«. Sie bauten auf dem auf, was der Apotheker Franz Leopold Koch begonnen hatte. Eine vorhandene rudimentäre Parkanlage wurde zu einem Kurpark ausgebaut. Im Kurpark wurden ein Kurhaus und ein Badehaus gebaut. Am 18. Mai 1900 war Eröffnung. Kurhaus, Badehaus und das Gradierhaus Nr. X, das man als Freiluftinhalatorium erhalten hatte, wurden mit einer überdachten Wandelbahn verbunden. Die Gäste konnten so die Kureinrichtungen auf kurzem Weg erreichen.

Das war der Beginn des privaten Heilbades.

1903 gründete die Stadt Orb die »Betriebsgesellschaft Bad Orb« und pachtete den Kur- und Badebetrieb für 20 Jahre. 1905 übernahm der in Orb ansässige Sanitätsrat Dr. Scherf die Gesamtleitung des Kurbetriebs als ehrenamtlicher Kurdirektor. Zusammen mit dem Bauunternehmer Richard Müller und einigen wohlhabenden Orber Bürgern sorgte Scherf für eine stetige Entwicklung des Kurbetriebs. Dr. Scherf war bis 1929 Kurdirektor. Dass Orb ein bekannter und erfolgreicher Kurort wurde, ist dem Wirken Dr. Scherfs zu verdanken.

Die »Betriebsgesellschaft Bad Orb« löste sich am 1. Januar 1918 auf und die Stadt Bad Orb übernahm zu diesem Zeitpunkt die volle Verantwortung für den Kurbetrieb in der Rechtsform »Bad Orb GmbH«.

Erst ab dem 8. April 1909 wurde es mit dem Prädikat im Stadtnamen offiziell: "Zufolge Ermächtigung des Herrn Ministers des Innern habe ich die Anordnung getroffen, daß die Stadt Orb von jetzt an die die amtliche Bezeichnung »Bad Orb« zu führen hat.", so der Text des offiziellen Schreibens des preußischen Regierungspräsidiums in Cassel. (Text: Wolfgang Hessberger)

Bild 4: Abteilung "Entstehung und Entwicklung des Heilbades"
Bild 4: Abteilung Entstehung und Entwicklung des Heilbades
Foto: © Wolfgang Hessberger
Bild 5: Abteilung "Entstehung und Entwicklung des Heilbades"
Bild 5: Abteilung Entstehung und Entwicklung des Heilbades
Foto: © Wolfgang Hessberger

1995 wurde die Abteilung »Kirchengeschichte und Volksfrömmigkeit« im 2.OG eingerichtet. Dieses Thema wurde erstmals in Deutschland in Bad Orb museal verwirklicht.

Die jahrhundertelange Zugehörigkeit zum Kurfürstentum Mainz führte zu einer Prägung Orbs durch den katholischen Glauben. Mit königlich-bayrischen Beamten aus dem Fränkischen kommen die ersten Evangelischen nach Orb. Die evangelische Gemeinde entwickelte sich erst seit der Zugehörigkeit Orbs zu Preußen.

Seit 2023 neu in dieser Abteilung: Sühnekreuz von 1579

(Text: Wolfgang Hessberger)

Bild 6: Abteilung "Kirchengeschichte und Volksfrömmigkeit"
Bild 6: Abteilung Kirchengeschichte und Volksfrömmigkeit
Foto: © Wolfgang Hessberger
Bild 7: Abteilung "Kirchengeschichte und Volksfrömmigkeit"
Sühnekreuz
Bild 7: Abteilung Kirchengeschichte und Volksfrömmigkeit
Foto: © Wolfgang Hessberger

2006, die vierte Abteilung »Geschichte der Orber Salzgewinnung« wird im Dachgeschoss eröffnet.

Im Frühjahr 2015 wurde die Abteilung konzeptionell überarbeitet und neu gestaltet. Die Neueröffnung fand am 17.Mai 2015, am Internationalen Museumstag, statt.

Die Orber Saline

Die Solequellen:

Hauptsalzquelle mit einer Nebenquelle genannt »Katzenwenzel« [abgeleitet von »Chatten«, ein germanischer Volksstamm der im heutigen Hessen siedelte; siehe auch »Wikipedia«] schon im 16. Jh. genutzt; vor der Stadtmauer gelegen,

Obere Ludwigsquelle am Rande des Freihofs (Altstadt) gelegen; 1729/30 erbohrt, 1826 versiegt,

Untere Ludwigsquelle ca. 40 m abseits der Philippsquelle innerhalb der Stadtmauer gelegen; existierte wahrscheinlich schon im 11. Jh.,

Philippsquelle, erste Bohrungen 1738 und nach 1784 erbrachte keine genügende Schüttung; 1822 wurde der Brunnen „mit gutem Erfolge“ vertieft,

Friedrichsquelle, 1747/48 gefunden; die Friedrichsquelle beeinträchtigte die Hauptsalz- und die Katzenwenzelquelle, so dass dies Quellen allmählich versiegten; die 1822 vertiefte Philippsquelle beeinträchtigte wiederum die Friedrichsquelle; die Quelle wurde 1903 wegen unzuverlässiger Schüttung verschlossen.

Wegen des geringen Salzgehalts (2,5-3%) muss die Sole zunächst gradiert (Salzgehalt schrittweise erhöht) und von Fremdstoffen (gelöste Mineralien sowie tonige u. erdige Schwebstoffe) gereinigt werden.

Gradierverfahren:

1. Gradierung in Holzkästen: in Orb innerhalb der Stadtmauer (Solgasse); der Sonne ausgesetzt verdunstete ein erheblicher Teil des Wassers wodurch sich die Konzentration der Sole erhöhte; nach entweichen der Kohlensäure setzten sich die von ihr gelösten Mineralien auf dem Boden der Kästen ab; so entstanden die Sol- oder Gradiersteine.

2. Gradierung in Gießhäusern mit Strohwerken: in Orb ab 1602 am südlichen Ende des heutigen Kurparks; zweistöckige ca. 12 m hohe Holzgerüste mit aufgehängten Strohbündeln; mit wasserbetriebenen Hebewerken wird die Sole hochgepumpt und von Tagelöhnern auf die Strohmatten geschüttet; durch die Vergrößerung der Oberfläche wird die Verdunstung immens verbessert und der Salzgehalt der Sole gegenüber der Kastengradierung erheblich verstärkt, der Holzverbrauch beim Sieden verringert sich beträchtlich.

3. Gradierung in Gradierhäusern mit Schwarzdornreisig im 18. Jh.: in Orb wurde diese weiter verbesserte Gradierung – die bereits 1716 in Nauheim begonnen hatte (eingeführt von JOSEPH TODESCO) – erst 1767-69 eingeführt; ab diesem Zeitpunkt wird auch der immer noch bestehende innerstädtische Salinenbetrieb (die Sudhäuser, die Anlagen für die Salztrocknung etc.) schrittweise mit dem im südlich der Stadt im heutigen Kurparkgebiet gelegenen Salinenanlagen vereinigt. Der Schwarzdorn (= Schlehe; botanisch: Prunus spinosa) hat den Vorteil, dass sich die Rinde trotz der aggressiven kohlensäurehaltigen Sole nicht von den Zweigen löst und dadurch die Verrieselung der Sole eine lange Zeit optimal gewährleistet ist; verbesserte Wasserkünste (Hebewerke) förderten die Sole auf über 12m in Holzrinnen von wo aus über zahlreiche Zapfhähne die Sole über die Reisigwände geleitet wurde. Diese automatisierte Verrieselung wurde bis zu 8-mal wiederholt (Gradierfälle) bis die Sole siedewürdig (mindestens 18% Salzgehalt) war. Die Holzeinsparung beim Siedevorgang war erheblich.

Der Siedevorgang - aus Sole wird kristallines Salz:

• Das prähistorische Verfahren der Wassereindampfung der Sole unter Belassung der Fremdstoffe endete in Europa nach der Bronzezeit. Seit dem 9./10. Jh. setzte sich die Versiedung in Kesseln und offenen Metallpfannen mehr und mehr durch. Ihre Größe steigerte sich von anfänglich 5-10 auf bis zu 100 m².

• Voraussetzung für die Sudtätigkeit ist die durch Gradierung erzeugte, siedewürdige (18%) Sole. Seit dem hohen Mittelalter fand man Mittel und Wege (siehe „Gradierverfahren“), nicht nur das Wasser zu verdampfen, sondern auch die Fremdstoffe auszuscheiden.

• Der eigentliche Siedevorgang vollzieht sich in zwei Phasen: die gradierte Sole wird in die Pfannen geleitet. Mit starkem Feuer, bei dem viel Holz verbraucht wurde, erhitzte man die Sole so lange, bis sie bei etwa 26% Salzgehalt gesättigt war. Diese Phase des Eindampfens bis zum Sieden nannte man Stören. Danach ließ man das Feuer niederbrennen und das Salz langsam auskristallisieren, was Soggen genannt wurde. Das nasse schwere Material wurde in spitze Körbe gefüllt; diese Körbe wurden an den wärmsten Stellen des Sudhauses bzw. in eigenen beheizten Trockenkammern bis zum völligen Austrocknen aufgehängt.

Die baulichen Anlagen der Saline:

• Das innerstädtische Salzwerk im 16./17. Jh. ist auf einem Grundriss der Stadt von 1782 eingezeichnet.

• 1729 bestand das Salzwerk aus 7 Gradierhäusern und 12 Sudhäusern bzw. Sudpfannen.

• Ab 1767 wurde der innerstädtische Salinenbetrieb zwischen Solgasse und Solplatz mit dem außerhalb der Stadtmauer am südlichen Rand der Stadt befindlichen vereinigt. Bis 1814 hatte das Salzwerk 11 Gradierhäuser mit einer Gesamtlänge von ca. 2 km und 18 Sudpfannen (siehe Salinenplan von 1782).

Von 1814 an hatte die Saline noch 10 Gradierhäuser mit einer Gesamtlänge von 1647 m (sie Salinenplan von 1862).

• Der Betriebshof (Sudhof) der Saline, ein Gebäudeensemble bestehend aus Gebäuden der Salinenverwaltung, Zollhaus, Sudhäusern, Werkstätten, Bohr- und Pochmühle etc. Vom Betriebshof existiert eine Fotografie aus dem Jahr um 1895.

Das Herzstück der Abteilung »Geschichte der Orber Salzgewinnung« ist ein detailgetreues Architekturmodell der Orber Salinenanlage nach Inventarplänen des Jahres 1862 im Maßstab 1:200. Das Modell hat der Bad Orber Geschichts- und Heimatverein mitfinanziert.
Das 2,80 x 5,60 m große Modell des Modellbauers Wolfgang Habel veranschaulicht das 11,5 ha große Salinengelände. Es zeigt die im 19. Jahrhundert vorhandenen 11 Gradierwerke und sämtliche Gebäude der Orber Saline. Diese Salinenanlage löste die sog. Kastengradierung ab, die innerhalb der Stadtmauern stattfand. Mit hohem technischem Aufwand wurde die Sole aus den Salzbrunnen in der Stadt gefördert und durch hölzerne Rohrleitung entlang des Quellenrings zu den Gradierwerken geleitet. Dort erzeugten sieben »Wasserkünste« Energie zum Antrieb der Pumpen und Druckwerke.

Ein 1806 erbautes Gradierwerk, ist heute noch erhalten und dient als Freiluft-Inhalatorium. Es ist 160 m lang und enthielt seinerzeit 26.600 Bündel Schwarzdornreisig in 76 Feldern.

In der Abteilung »Geschichte der Orber Salzgewinnung« ist der Film »SalzSpuren« (Dauer 15 Minuten) zu sehen. (Text: Wolfgang Hessberger)

Bild 8: Abteilung "Geschichte der Orber Salzgewinnung"
Dort das Modell der ehemaligen Orber Salinenanlage, eine der bedeutendsten und größten deutschen Salzgewinnungs-anlagen.
Bild 8: Abteilung Geschichte der Orber Salzgewinnung
Foto: © Wolfgang Hessberger
Bild 9: Abteilung "Geschichte der Orber Salzgewinnung"
Bild 9: Abteilung Geschichte der Orber Salzgewinnung
Foto: © Wolfgang Hessberger
Bild 10: Abteilung "Geschichte der Orber Salzgewinnung"
Bild 10: Abteilung Geschichte der Orber Salzgewinnung
Foto: © Museum Stadt Bad Orb
Bild 11: Abteilung "Geschichte der Orber Salzgewinnung"
Bild 11: Abteilung Geschichte der Orber Salzgewinnung
Foto: © Museum Stadt Bad Orb
Bild 12: Abteilung "Geschichte der Orber Salzgewinnung"
Bild 12: Abteilung Geschichte der Orber Salzgewinnung
Foto: © Museum Stadt Bad Orb
Bild 13: Abteilung "Geschichte der Orber Salzgewinnung"
Bild 13: Abteilung Geschichte der Orber Salzgewinnung
Foto: © Museum Stadt Bad Orb

Die Öffnungszeiten des Museums

Siehe »Museum der Stadt Orb«